Die Insel Syros ist die Hauptinsel der Kykladen

Syros
Archäologisches
Immer wieder müssen engagierte Einwohner kämpfen, um dem zunehmenden Siedlungsdruck Einhalt zu gebieten, der seit Jahren auch das grosse Naturschutzgebiet und die Kulturschätze im Norden der Insel bedroht. Ihr Ziel ist es, die ganze Nordhälfte zu einem Naturpark mit Lehrpfaden zu machen, die auch zu den weltweit selten zu findenden Urgesteins-Vorkommen und den archäologischen Fundstätten führen sollen. Gewissenlose Immobilienhaie schrecken selbst vor Brandschatzung nicht zurück, um geschützte Buschflächen in ungeschütztes Bauland zu verwandeln.

Antike
Ganz im Norden der Insel ragt ein Fels in die Höhe, der zum Meer hin schroff abfällt und auf seiner sanft abfallenden Rückseite eine Bucht beschirmt, in der in der Antike und zur Zeit der frühen christlichen Seefahrt die Segelschiffe günstige Winde abwarteten, um mit ihrer Fracht die Reise fortzusetzen. Während der oft mehrtägigen Wartezeiten vertrieben sich die Seeleute die Zeit, indem sie in den Marmorfelsen allerlei Sprüche und Segenswünsche meisselten, etwa guten Freunden eine "Euploia", eine gute Fahrt, wünschten.

Rembetiko - Vamvakaris
Im frühen 20. Jahrhundert entstand als eine Art Widerstandsmusik der Rembetiko. Seine Lieder berichten zumeist von Unglück und Kummer der einfachen Menschen. Ein wichtiger Vertreter dieser musikalischen Richtung und einer der grössten Sänger war der aus Syros stammende Markos Vamvakaris. Als Komponist des Liedes «Frangosyriani» wird er noch heute in Syros verehrt, und ein Museum in Ano Syros erinnert an ihn.

Metropole von einst: Ermoupoli
Ermoupoli (Hermoupolis = Stadt des Hermes) entstand am Fusse von Ano Syros in den 1820er Jahren, nach der Befreiung Griechenlands von der 400jährigen Türkenherrschaft. Hier sammelten sich namentlich die Vertriebenen aus Kleinasien und den vorgelagerten Inseln. Sie brachten unter anderem aus Chios den für Syros berühmt gewordenen Mastix mit, heute Hauptzutat in den unverzichtbaren Delikatessen für Touristen. Die durchgehend im klassizistischen Stil gebaute Stadt wuchs, dank der Tüchtigkeit ihrer Einwohner und der einmaligen Lage ihres Hafens, sehr schnell zum Handelszentrum Griechenlands heran und verfügte nicht nur über eine breit gefächerte Industrie, sondern auch über die ersten Zeitungen und Buchverlage des Landes. Das geistige und kulturelle Leben der Insel hatte seine eigentliche Grundlage in den bedeutenden Bildungseinrichtungen, die hier in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts errichtet wurden: 1825 wurde in Ermoupoli die Volksschule eröffnet. Als Lernmethode galt, dass die älteren die jüngeren Jahrgänge unterrichteten. Entscheidend für die Geschichte der Bildung war die Gründung des ersten neugriechischen Gymnasiums durch die Bürger von Ermoupoli im Jahr 1833. Weiter folgten Privatschulen für Musik, Tanz und Theater. Man veranstaltete literarische und künstlerische Abende. Die Handelsschule wurde 1855 gegründet und zog Schüler nicht nur aus ganz Griechenland, sondern auch aus dem Osten an. Das Theater Apollon, eine "Taschenausgabe" der Scala di Milano, wurde 1864 eröffnet, mit einer Aufführung von Verdis Traviata. 1876 folgte das monumentale Rathaus mit dem Miaouli Platz, erbaut vom bekannten Architekten Ernst Ziller. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schliesslich wurde auch eine Städtische Mädchenschule gegründet, die für die Lehrerbildung in Griechenland massgebend war. Diese geistige Kultur und die Aristokratie spiegeln sich noch heute deutlich in den Häusern und Villen von Syros, und spürbar auch im Habitus vieler älterer Bürger. Der Niedergang von Ermoupoli begann mit der Eröffnung des Kanals von Korinth, der die internationalen Handelswege von nun an über Piräus führte. Als letzter Industriebetrieb dümpelt noch die Schiffswerft Neorion im Hafen vor sich hin.
Die Insel Syros
Syros ist die Hauptinsel der Kykladen. Sie ist zwei bis vier Schiffsstunden oder 25 Flugminuten von Athen entfernt. Um Syros herum reiht sich der Kranz der Nachbarinseln Andros, Tinos, Mykonos, Delos, Naxos, Paros, Sifnos, Serifos, Kithnos und Kea. Syros teilt sich in einen städtisch dominierten Süden mit intensivem Landbau und einen weitgehend unbesiedelten Norden mit etwas Weinbau, hügeligen Macchiaweiden (Thymian, Salbei) und weitläufigen, uralten Saumpfaden. Zerklüftete Küsten mit zahllosen Buchten verteilen viele kleine Strände um die Insel.

Neolithikum
Syros ist seit mindestens 6000 Jahren besiedelt. Funde weisen in die Jungsteinzeit und in die frühe Bronzezeit. Die wohl faszinierendste Kultur war die kykladische. Sie schuf einen Figurenschatz von erstaunlicher Abstraktion und höchster Eleganz. Grosse Meister unserer Zeit liessen sich in ihrem Schaffen von der kykladischen Formensprache inspirieren. Noch immer werden Gräber und Siedlungsreste ausgegraben.

Venezianische Spuren: ANO SYROS
Das Städtchen Ano Syros wurde im Mittelalter vor allem zum Schutz der Inselbewohner vor den Piraten auf einem monolithischen Felsen erbaut. Bis ins 19. Jahrhundert war die befestigte Siedlung mit ihren sieben Stadttoren Hauptstadt der Insel und ist noch heute katholischer Bischofssitz der südlichen Ägäis. Die kykladische Architektur ist nicht nur versehen mit klassizistischen Zutaten, sondern durchsetzt mit Spuren der venezianischen Herrschaft.
Obwohl fast die ganze Bausubstanz von Ano Syros offensichtlich mittelalterlich-kykladisch ist, hat die Entdeckung eines rudimentären Gemäuers bei Grabarbeiten im Garten im Mai 2015 doch einiges Stirnrunzeln ausgelöst, und sie harrt noch der archäologischen Untersuchung. Mit Resten von rötlichem Putz, sieht es nach dem Überbleibsel eines gewölbeartigen Backofens aus dem Mittelalter aus, der unter Flur befeuert wurde. Der Fund wurde mehrfach beim Amt für byzantinische Altertümer gemeldet, bisher ohne Erfolg.
